Last updated on 21. März 2021
Wenn ein stressiger Tag zu Ende geht, ich mich an vielen Ecken und Enden schuldig gemacht habe – weil ich zu ungeduldig war, zu beschäftigt, der Kopf zu voll um Platz fürs Herz zu schaffen… Gerade dann nehmen wir einander in den Arm. Haben wir uns noch lieb? – Klar haben wir uns noch lieb!
Wenn ein Tag mit schlechter Laune beginnt, mal wieder kein Licht am Rad der Kinder funktioniert, und einer die Stirnlampe nur aufziehen will, wenn er sie nachher für sich behalten darf – FÜR IMMER! – sonst fährt er im Dunkeln ohne Licht (Die Autos können mich mal!). Der andere das Vesper schon daheim angeschaut hat, und es gleich wieder auspackt (Gib mir noch Erdnüsse… ICH MAG KEINE KÄSEBROT!). – Und ich dann tobe, weil ein Gezeter ist wegen dem Vesper und den Blinklichtern, die an die Schulranzen sollen – und auch noch wegen der Stirnlampe…
Wenn mir dann die Türe vor der Nase zugeknallt wird, und es dann doch gleich drauf nochmal klingelt – weil das kein Abschied ist… Dann nehmen wir uns doch in den Arm. Haben wir uns noch lieb? – Klar haben wir uns noch lieb!
Wir schauen den Film „Bohemian Rapsody“. Ist zwar ein Film – aber über eine wahre Geschichte; und er bewegt. Ich sage zu meinem Mann „Wenn die Menschen einander doch nur einfach nicht gehen lassen würden – ohne sich in den Arm zu nehmen…“ Ich sag das kurz vor der Szene, in der Freddy Mercurys Vater, der immer noch kämpft mit dem, was aus seinem Sohn geworden ist… kurz bevor er ihn dann doch einfach in den Arm nimmt. Er lässt ihn nicht einfach gehen. Da soll keine Raum sein, kein Raum für das, was trennt. Nähe, auch wenn da Dinge sind, die trennen, die spalten.
Und ich merke, das macht mir Sorgen… dass nicht mehr in den Arm genommen werden kann, wer in den Arm genommen werden muss. Und ich spreche hier nicht von hippen Mode-Umarmungen zur Begrüßung, die quasi gestern mal ein fester Händedruck gewesen sind. Davon spreche ich nicht… Ich rede von körperlichen Zeichen der Geborgenheit, der Annahme. Körperliche Signale, die zu verstehen geben „Alles ist gut – auch wenn es sich anders anfühlt…“ Signale, die schon „vor Corona“ in vielen Beziehungen Mangelware waren.
Meine Gedanken, meine Bedenken – die haben nichts mit Politik zu tun, nichts mit einer Ansicht. Denn Schutzmaßnahmen haben ihren Sinn – unbedingt. Meine Gedanken sind einzig und allein menschlich. Menschliche Gedanken zu einem menschlichen Dilemma… Einem Dilemma, das schon längst vor Corona gedroht hat, uns zum Verhängnis zu werden. Es fehlt an Nähe – und das nicht erst jetzt. Wir brauchen Nähe. Echte Nähe. Ungetrübte, reine, unverdorbene Nähe. Nähe ohne Hintergedanken. Physische Nähe, die nicht nur den Körper sucht. Körperliche Nähe, die das Herz sucht.
Und das fehlt. Und das nicht erst jetzt. Und das ist es, was mir wirklich Sorgen bereitet…
Liebste Julia… Wie kommt’s dass du immer wieder (auch) in meine Gedanken und Gefühle einsteigst und diese Gedanken so viel besser formulieren kannst….🥰🥰
Ich umarme dich ganz fest, meine liebe Barbara – und bin so froh, dich zu kennen!