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Abspann

Last updated on 21. Januar 2021

„Stell dir vor, es gibt ´n Land, wo der Abspann am wichtigsten ist…“

Manchmal hauen mich meine Kinder sowas von vom Hocker! Manchmal frage ich mich, was ich überhaupt nachdenken würde – ohne sie… Ob jemand wie ich überhaupt nachdenken würde – ohne sie. Oder ob ich mich nur in Aktivitäten vergraben würde und nie wirklich nachdenken würde – ohne sie.

Ein Land, wo der Abspann am wichtigsten ist… Klar – sie wollen nicht, dass der Film ein Ende hat, den sie gerade fertig geschaut haben. Vor lauter Aufregung haben sie nämlich vergessen, die Chips zu essen, die sie sich vorher so kunstvoll hergerichtet hatten. Und das braucht ja auch noch seine Zeit.

Und – Spiderman 3 ist auch nicht ohne…  Doch jetzt knabbern sie während des Abspanns ihre Aufregung weg. „Guck mal dem Peter ganz lange in die Augen…“ meint einer. – Tja, nicht nur die gefährlichen, sondern auch die Liebesszenen waren wirklich schwer zu verkraften.

Und dann, dann meint einer meiner „Inspiratoren“: „Stell dir vor, es gibt ´n Land, wo der Abspann am wichtigsten ist…“ – „Hmmm…“ Ich sitze so als Zuschauer daneben. Nicht als Filmzuschauer. Sondern als Zuschauer der Filmzuschauer. Natürlich hat er mit am wichtigsten gemeint, dass er niemals aufhört, der Abspann. „Hmmm… aber so im echten Leben“ denk ich mir, „da ist der Abspann tatsächlich total wichtig. Unglaublich wichtig. Vielleicht nicht am allerwichtigsten, aber er wird viel zu sehr unterschätzt.“

Und – naja, wer, so wie ich, glaubt, dass es auch weitergeht nach dem Abspann, für den gewinnt ein solcher umso mehr an Bedeutung. Und – wer schon einmal Zeuge geworden ist eines Abspanns (nicht eines Filmabspanns, sondern von dem eines Lebens), der weiß, dass im Abspann eines Lebens viel vom bisherigen Leben zum Vorschein kommt. Und manchmal merkt man erst beim Abspann, auf was es wirklich ankam, oder hätte ankommen sollen im Leben. Und manchmal auch erst danach…

Die Dokumentation, die ich euch hier verlinke, hat mich sehr berührt, und ich leg sie euch ans Herz, wenn das euer Thema ist – der Abspann. Und wenn nicht, bin ich trotzdem sehr überzeugt davon, dass es nie zu früh ist, sich mit einem solchen Thema auseinanderzusetzen.

https://www1.wdr.de/fernsehen/menschen-hautnah/sendungen/tod-ohne-abschied-100.html

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Julia ist Jahrgang 1981. Sie ist eigentlich Übersetzerin – singt aber am liebsten… und besser als sie übersetzt. 2011 wurde bei ihrem ältesten Sohn Jona ein Hirntumor, genauer bezeichnet als Medulloblastom, festgestellt. Seit seinem ersten Rückfall schreibt sie ihre Gedanken in Form eines Blogs nieder. Sie singt auf Hochzeiten und überall sonst, wo man Lieder braucht. Doch am liebsten nimmt sie Menschen durch ihre eigenen Lieder mit – mit in ihre eigene Welt. Sie bäckt so ungern Kuchen, dass, wenn sie’s doch einfach mal tut, der Rest der Familie fragt, wer denn Geburtstag hat. Sie wünscht sich, sie könnte besser schwimmen, ist aber doch nicht ehrgeizig genug, weil sie sich eigentlich mit Boden unter den Füßen am wohlsten fühlt. Und es geht ihr wie so vielen Müttern auf dieser Welt: Sie ist einfach gern allein – und ist sie’s dann tatsächlich, fühlt sie sich doch, als würde ihr ein Bein fehlen. Mit ihrem Mann, Jonas drei Brüdern und dessen Hund Mia lebt sie in Ravensburg.