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Was machst du eigentlich, wenn…?

Last updated on 1. März 2021

„Was machst du eigentlich, wenn…?“ Es gibt nicht viele Menschen, die mich bislang nach Tipps gefragt haben, was ihre Kinder angeht. Halte ich mich auch nicht für die, die der Welt Tipps austeilen sollte. Und sind unsere Kinder auch nicht solche, die wahrscheinlich jeder als ein Beispiel für gute Erziehung heranziehen würde. Eine Sache, die hauptsächlich an zwei Dingen liegt:

Die eine Sache ist, dass wir in unserer Familie andere Werte, oder eine unterschiedliche Gewichtung von gängigen Werten haben – hauptsächlich bedingt durch dieses Leben, das etwas anders verlief, als bei den meisten um uns. Denn mit gut erzogen bringt man ja meist antrainierte Verhaltensweisen oder Manieren in Verbindung, die später dann reflexartig abgespult werden. Prinzipiell ist dem ja nichts entgegenzusetzen, kann ein auf liebevolle Weise gefördertes positives Verhalten sicherlich einen Charakter zum Positiven formen. Doch sollte in meinen Augen Erziehung immer etwas sein, das einen Menschen so prägt, dass der dadurch geformte Charakter „universell einsetzbar“ ist.

Und die andere Sache ist, dass da eben einfach so vieles ist, das wir als Eltern falsch machen! Dass es so viele Punkte im Leben mit unseren Kindern gab und immer noch gibt, wo wir uns gar nicht sicher sind, was genau jetzt richtig wäre. Gefühle, die bestimmt viele Eltern von Kindern, deren Leben nicht so ist, wie das Leben eines Kindes eigentlich sein sollte, nachvollziehen können. Man schwankt zwischen dem, dass man sich wünscht, dass alles und jeder einfach nur selbständig funktionieren möge (weil der Alltag für einen selbst manchmal kaum noch zu bewältigen ist) und dem, dass man überbehüten und umsorgen möchte (weil man sieht, dass doch viel zu viel abverlangt wird von zerbrechlichen und weichen Kinderseelen).

Und so bin ich ein bisschen geschmeichelt, aber auch irgendwie irritiert, wenn meine Freundin so nebenbei meint „… und überhaupt ich brauch noch einen Erziehungstipp von dir…“ Unsere Kinder seien sozial, meint sie. Irgendwie hat sie schon Recht. Zwar auch wild, ungezähmt und nicht immer vorbildlich anständig – aber sie sind sozial.

Einen Tipp wollte sie? – Hier sind jetzt zwei: Erstens – dranbleiben und Zeit investieren! Auch wenn du keine hast (Zeit und Lust/Interesse gehen ja sowieso Hand in Hand). Und zweitens – Fehler zugeben! Denn über alles entscheidend ist die Beziehung, nicht die Erziehung. Erziehung lebt vom Richtigmachen. Beziehung lebt von der Ehrlichkeit, der Wertschätzung und der Nähe.

Das war’s auch schon. Das ist alles. Mehr kann ich nicht sagen. Ein Programm? – Hab ich nicht.  

Doch ich hab euch noch einen Soundtrack zum Blogeintrag eingefügt – Genervtsein und Stress lassen sich manchmal ganz gut wegtanzen oder wegsingen. Etwas, das ja gerade sowieso viel zu kurz kommt…

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Julia ist Jahrgang 1981. Sie ist eigentlich Übersetzerin – singt aber am liebsten… und besser als sie übersetzt. 2011 wurde bei ihrem ältesten Sohn Jona ein Hirntumor, genauer bezeichnet als Medulloblastom, festgestellt. Seit seinem ersten Rückfall schreibt sie ihre Gedanken in Form eines Blogs nieder. Sie singt auf Hochzeiten und überall sonst, wo man Lieder braucht. Doch am liebsten nimmt sie Menschen durch ihre eigenen Lieder mit – mit in ihre eigene Welt. Sie bäckt so ungern Kuchen, dass, wenn sie’s doch einfach mal tut, der Rest der Familie fragt, wer denn Geburtstag hat. Sie wünscht sich, sie könnte besser schwimmen, ist aber doch nicht ehrgeizig genug, weil sie sich eigentlich mit Boden unter den Füßen am wohlsten fühlt. Und es geht ihr wie so vielen Müttern auf dieser Welt: Sie ist einfach gern allein – und ist sie’s dann tatsächlich, fühlt sie sich doch, als würde ihr ein Bein fehlen. Mit ihrem Mann, Jonas drei Brüdern und dessen Hund Mia lebt sie in Ravensburg.