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Sechzehn

Last updated on 21. Januar 2021

Seitdem du nicht mehr hier wohnst, haben wir schon zweimal deinen Geburtstag gefeiert. Und trotzdem fühlt es sich heute Morgen an, als müsstest du gleich die Treppe runterkommen, als müssten wir dir gleich dein „Happy Birthday“ singen…

Würdest du dich immer noch freuen über Luftballons und Konfetti – oder wär dir das peinlich? Keine Ahnung – von deinen Brüdern war noch keiner sechzehn. Ich hätte mich gefreut an deiner Stelle… auch wenn ich auf Krawall gebürstet war in diesem Alter. Aber ich war nie du.

Beinahe hätte ich dir noch ein Lego gekauft. Irgendwie wirst du älter – und bleibst doch ewig dreizehn. In uns. In unserer Erinnerung. Was du jetzt bist, ist was du warst, und was wir mit dir hatten.

Wir haben es uns schön gemacht heute, um es mit dir schön zu haben. Denn das alles, die Vorfreude, das Vorbereiten, das Dekorieren, das Backen, das Ballons-Befüllen – das tut gut. Das hilft uns. Hilft uns dabei, uns zu erinnern.

Denn es gibt keinen Ersatz fürs Erinnern… Entweder man erinnert sich, oder man erinnert sich nicht.

Erinnern? Für mich ist das mehr als einfach nur „nicht vergessen“.

Erinnern… Bewusst dran denken. Nicht vergessen wollen. Hochholen, ins Gedächtnis rufen – Gutes und Schlechtes.

Erinnern… Annehmen. Frieden schließen. Jedes Mal neu. Jedes Mal vielleicht ein bisschen mehr. Oder auch mal wieder ein bisschen weniger. Trauer verläuft nicht linear. Genau wie das Leben eben auch.

Erinnern… Sich erlauben. Gegensätzlich zu fühlen. Dankbar – und doch traurig. Beschenkt – und doch beraubt. Erfüllt – und doch manchmal ausgeleert. Nie einsam – und doch zurückgelassen. Gleichzeitig gegensätzlich fühlen. Ohne dass ein Gefühl das andere abschwächt. Ohne dass eins das andere trübt.

Erinnern… Festhalten. Was losgelassen werden musste. Was gehen musste. Was trotzdem Teil ist – und immer sein wird.

2 Kommentare

    • Julia Boskovic Julia Boskovic

      <3

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Julia ist Jahrgang 1981. Sie ist eigentlich Übersetzerin – singt aber am liebsten… und besser als sie übersetzt. 2011 wurde bei ihrem ältesten Sohn Jona ein Hirntumor, genauer bezeichnet als Medulloblastom, festgestellt. Seit seinem ersten Rückfall schreibt sie ihre Gedanken in Form eines Blogs nieder. Sie singt auf Hochzeiten und überall sonst, wo man Lieder braucht. Doch am liebsten nimmt sie Menschen durch ihre eigenen Lieder mit – mit in ihre eigene Welt. Sie bäckt so ungern Kuchen, dass, wenn sie’s doch einfach mal tut, der Rest der Familie fragt, wer denn Geburtstag hat. Sie wünscht sich, sie könnte besser schwimmen, ist aber doch nicht ehrgeizig genug, weil sie sich eigentlich mit Boden unter den Füßen am wohlsten fühlt. Und es geht ihr wie so vielen Müttern auf dieser Welt: Sie ist einfach gern allein – und ist sie’s dann tatsächlich, fühlt sie sich doch, als würde ihr ein Bein fehlen. Mit ihrem Mann, Jonas drei Brüdern und dessen Hund Mia lebt sie in Ravensburg.